Aktuelles Bauprojekt am Lernort Bauernhof in Sielow vom 07.12.2024 Kurzkonzept Bauprojekt am LernortBauernhof im Schuljahr 2024/25 Einleitung Die psychischen Probleme bei Jugendlichen nehmen stark zu. Verweigerung und Ängste breiten sich aus. Insbesondere in der Mittel- und Oberstufe leiden Schüler vermehrt unter Schul- und Versagensängsten. Pädagogen stellen fest, dass sich die Lebenswelten derart im Wandel befinden, dass sie bisweilen sogar aus den Fugen geraten. Entwicklungsverzögerungen, Bewegungsarmut, das Schwinden von Empathie, Fantasie, Kreativität und Lebensfreude, welche sich auch in Depressionen, Ess- und Angststörungen äußern, sind leidvolle Resultate eines Zeitgeists der allumfassenden Krisen. Es ist unsere Aufgabe, diesem gesellschaftlichen Wandel Rechnung zu tragen. Die Oberstufenkonferenz der Waldorfschule Cottbus hat sich daher im Mai/Juni 2024 zusammengesetzt, um die Frage zu beantworten, was Jugendliche heutzutage brauchen und wie wir als Freie Schule auf diese Herausforderungen reagieren können. Ein Erklärungsansatz sind fehlende Möglichkeiten und Angebote zur Selbsterfahrung sowie Selbstwirksamkeit und der damit verbundenen Entfremdung vom eigenem Selbst. Ein weiterer ist die definitive Notwendigkeit einer Individualisierung des Lernens. Es sollten daher Angebote entwickelt werden, die Jugendliche insbesondere zu sinnhaftem Tun anregen. Eine Erweiterung des handwerklich-künstlerischen Angebots wäre daher wünschenswert. Baupädagogik am Lernort Bauernhof Ein pädagogisches Instrument, das wir in diesem Sinne weiterentwickeln wollen, ist die Baupädagogik. Baupädagogik an der Waldorfschule Cottbus ist die altersgerechte Begleitung handwerklicher Prozesse entsprechend der Gruppengröße, dem Alter und dem Entwicklungsstand der Jugendlichen, mit dem Ziel, der Entwicklung, Planung und Erstellung von Bauobjekten.Jugendliche erfahren in unseren Planungs- und Bauprozessen Sinnzusammenhänge, bekommen Einblick in die Berufswelt, erweitern ihre handwerklichen und sozialen Kompetenzen und gestalten selbst mit großem persönlichem Einsatz einen Teil ihres Umfelds.Während der Planung wird das Vorstellungs- und Darstellungsvermögen der Jugendlichen durch die systematische Auseinandersetzung mit dem Entwurf gefördert.In der Bauphase lernen die Jugendlichen den Umgang mit unterschiedlichen Handwerkzeugen kennen. Sie schulen sich je nach Bauprozess im Messen, Anzeichnen, Sägen, Schrauben, Bohren....Die Heranwachsenden entwickeln ein eigenes Sicherheitsbewusstsein im Umgang mit den Werkzeugen. Sie erlangen wichtige Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt von Handwerkern und erhalten Impulse für ihre Berufsorientierung. Jugendliche werden gezielt in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert: Sie verbessern ihre Kooperations- und Teamfähigkeit Sie erweitern ihre Handlungskompetenzen Sie erlernen vorausschauendes Handeln Umsetzung Nach bisheriger Planung gibt es die Möglichkeit auf drei verschiedene Arten und Weisen Baupädagogik in den Jahresplan zu integrieren. Es wird eine Baugruppe geben, die an jedem Dienstag nach dem Hauptunterricht mit dem Fahrrad nach Sielow fährt und dort die Fertigstellung des Ersatzneubaus begleitet. Diese wird maximal zehn Schüler umfassen. Es ist möglich, dass Schüler epochal an dem Projekt teilnehmen, also beispielsweise zwei Monate lang. Es ist aber wünschenswert, das Projekt bis zum Schuljahresende und der Fertigstellung durchzuführen, um so die Prozesshaftigkeit eines Hausbaus erleben zu können. Des Weiteren wird es vom 4.-8. November eine Projektwoche in der gesamten Oberstufe geben.Hierzu laden wir auch Schüler auf den Lernort Bauernhof ein, um an einzelnen Bauabschnitten weiterzuarbeiten. Außerdem werden mindestens drei Nachmittagsepochen auf der Baustelle angeboten. Hier wird es voraussichtlich eine Verlängerung der Unterrichtszeit geben, die dann durch den Wegfall von Tagen innerhalb der Woche bzw. Wochen innerhalb der Epoche kompensiert wird. Was ist zu tun? Die Tätigkeiten umfassen ein breites Spektrum an Gewerken, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf dem Innenausbau. Es ist zu isolieren, Fenster und Türen sind einzubauen, Fußböden sind zu verlegen, die Außenfassade ist mit Holz zu verkleiden, die Installationen sind zu verlegen, ein Sanitärtrakt ist herzustellen, Wände sind zu stellen und entsprechend zu beplanken und natürlich sollen die Räume auch eine schöne Lasur erhalten. Wer wird das tun? Das Angebot richtet sich an alle interessierten Schüler ab Klasse acht (und natürlich auch Eltern). Die Betreuung übernehmen zwei Pädagogen (Herr Schiller und Herr Nagel), sowie ein Handwerker (Herr Grunewald). Wie wird das bewertet? Die Arbeiten am Lernort werden mit einem Portfolio dokumentiert und reflektiert. Dieses dient als Dokument der Leistungserfassung und kann im Falle einer Bewerbung bei einem handwerklichen Betrieb oder für ein Studium im Bauwesen ggf. Tür- und Toröffner sein. Außerdem erhalten sowohl die Schüler der Baugruppe, als auch in der Nachmittagsepoche, Noten im Fach Arbeitslehre. Was ist mit dem Unterrichtsstoff, den die Schüler verpassen? Sollten Schüler und Eltern den Wunsch haben an dem Projekt teilnehmen zu wollen, werden sich Baupädagogen und Fachlehrer über die Notwendigkeit bzw. Möglichkeit von etwaigenLernersatzleistungen austauschen. Aspekte des Mathematik- und Naturwissenschaftsunterrichts können an praktischen Beispielen gelehrt werden und auch eine teilweise Kommunikation in englischer Sprache ist auf der Baustelle möglich. Was ist mit Versicherungs- und Arbeitsschutz? Da es sich um ein Schulprojekt handelt, sind die Schüler während der Fahrt nach Sielow und zurück, als auch auf der Baustelle über die Schule versichert. Zusätzlich wurde eine Bauleistungs-, Gebäude- sowie eine Bauherrenhaftpflichtversicherung abschlossen. Unsere Fachkraft für Arbeitssicherheit begleitet die Baumaßnahme. Für einen ausreichend Arbeitsschutz wird gesorgt.